Das Endurofieber

Teil 1
Manchmal beginnt ein großes
Abenteuer mit einer noch größeren
Dummheit…

Das Endurofieber

Es war noch gar nicht so lange her, da infizierte mich Per-Oke mit dem berüchtigten Endurofieber. Schon bei der ersten Probefahrt auf seiner Husky im heimischen Garten glaubte ich zu wissen: Das ist genau mein Ding. Vermutlich kennt jeder Motorradfahrer ein solch prägendes Ereignis – die Erstinfektion mit dem berüchtigten Motorradvirus, meist im zarten Alter von, sagen wir mal 15 Jahren. Bei mir dauerte es tatsächlich dreimal so lange. Also schnell bei der Fahrschule angemeldet, per App die Fragen gepaukt, in Zoomkonferenzen wieder die Schulbank gedrückt und vor allem Hochglanzprospekte geblättert, Fernreisevideos verschlungen, den Vorträgen der Reisediele gelauscht und im Sommer mit Per-Oke erste Fahrerfahrungen gesammelt. Vom großen Abenteuer war ich aber noch ganz weit weg. Eigentlich.

Erste Ausfahrt: Auf den Spuren des TET Ostholstein mit Per-Oke

Die Definition von Glück …

Endlich mal ein Wochenende ohne Termine. Also ab auf die Couch, Fernseher an und eventuell leicht einen sitzen haben. Bei genauerer Betrachtung nicht ganz so glorreich, wie es einst ein Berliner Original formulierte. Nebenbei verfolgte ich aufmerksam die Whatsapp-Nachrichten, die den Tag über in der Motorradgruppe eintrudelten und zugegeben – wen würde nicht das Fernweh packen bei Bildern wie diesen, untermalt von Christophs: „Auf geht’s nach Dänemark!“

Letzter Tankstopp und Treffen auf Höhe Schuby bei Schleswig – Auf geht’s nach Dänemark

Ich freute mich aus der Ferne riesig für die Jungs. Warum war ich nicht dabei? Das wäre völlig absurd. Es wäre alles auf jeden Fall noch zu: Zu weit, zu anspruchsvoll, zu wenig Fahrerfahrung, Maschine zu neu, Reifen zu glatt und allem voran mein Können eine Zumutung für andere. Allerfrühestens im nächsten Jahr würde ich vielleicht dazu stoßen. Aber nur, falls ich mutig wäre. Was ich nicht bin.

Die große Dummheit …

Da saß ich nun, verfolgte die Nachrichten und guckte sprichwörtlich in die Röhre. Und ja – etwas neidisch konnte man schon bei Christophs und Per-Okes Statusmeldungen werden: 

OK, bis eben war es noch Mitfreuen. Jetzt ist es Neid!

Obiges Bild entstand um 21:21 Uhr. Ich konnte mir daraufhin ein Smiley mit Tränchen nicht verkneifen. Die prompte Reaktion von Christoph: Ein Google-Standort mit dem Hinweis:  

„2 1/2 Stunden Timo… haben noch Platz im Shelter. Isomatte, Schlafsack, Becher für Rum…und los

Tatsächlich bin ich mir immer noch nicht ganz sicher, was ihn damals geritten hat. Ich vermute, es war eine richtig gute Mischung aus Begeisterung für das bereits Erlebte sowie der tollen Truppe, gewürzt mit einem „Macht er eh nicht!“. Und einem gehörigen Schuss Riise Danish Navy Rum.

Ein kurzes Zögern, dann fragte ich etwas unsicher nach dem Schwierigkeitsgrad. Es hieß, die Gruppe würde sich meinem Tempo anpassen. Prima, auch noch der Treibanker. Anderseits: Wann hatte ich das letzte Mal was richtig, richtig Dummes getan? Ich konnte mich nicht erinnern. Also Sachen gepackt, Maschine vollgetankt und ab auf die A7. Und so startete mein erstes großes Enduroabenteuer.

Der erste Tag in Dänemark

Um 01:28 Uhr lag endlich der Shelterplatz der Gruppe vor mir. Per-Oke und Christoph waren noch länger wach, den Rest der Reisegruppe konnte ich somit erst am Morgen kennenlernen. Noch schnell am Feuerplatz an Rum und Flammen aufgewärmt, und dann ging es ab auf die Isomatte.

Blick aus dem Shelter bei traumhaftem Wetter

Der nächste Morgen begann mit traumhaftem Sommerwetter. Nach einem kurzen Hallo in die etwas verkaterte Gruppe, einem ordentlichen Frühstück und gutem Kaffee ging es dann endlich richtig los. Ein bisschen mulmig war mir schon in Anbetracht der Serienbereifung der Africa Twin. Aber kneifen ging ja jetzt nicht mehr. Wir starteten auf Schotterstraßen, die mich einiges an Überwindung kosteten. Das Fahrgefühl auf den deutlich dickeren Steinen kannte ich so noch nicht. Aber was kannte ich denn überhaupt schon? Also Augen zu und durch, und tatsächlich fasste ich etwas Vertrauen in das tänzelnde Vorderrad und das schwammige Fahren. Nur nicht hinfallen!

So verging der erste Endurotag mit viel Schotter, kurzen Waldstücken und wenig Straße. Die Eindrücke, die ich auf dem Weg sammelte, übertrafen hierbei alles, was ich mir beim Blättern der Hochglanzprospekte ausgemalt hatte. Das Wetter, das Land, die Strecke, aber vor allem die Gruppe. Es war einfach unfassbar gut! Ich denke, das gesammelte Bild- und Videomaterial spricht für sich.

Die Definition von Glück

Gegen Abend der zweiten Etappe (also meiner ersten) suchten wir wieder eine dieser genialen Schutzhütten, die überall in Skandinavien zu finden sind. Bei Grillgut und Bier hatte ich die Möglichkeit, viel zuzuhören und die anderen der Gruppe kennenzulernen. ein fantastischer Abend mit einer unfassbaren Flut an Eindrücken und Gefühlen. 

Frei nach Harald J.: Keine Termine, ein Abenteuer und leicht einen sitzen.

Am nächsten Morgen brachen wir schließlich zur nächstgelegenen Ortschaft auf, wo wir uns bei der örtlichen Bäckerei mit viel Kaffee und einem süßen Frühstück versorgten. Danach sollte es sandig werden. Für mich ein guter Punkt, den Heimweg anzutreten. Es lief bis hierhin richtig gut, und vielleicht sollte man sein Glück nicht überstrapazieren. So ging es für mich erneut zur Tankstelle und dann ab auf die Autobahn über Flensburg nach Hause. Staubig, müde, und infiziert mit einem Virus, welches ich wohl auf ewig in mir tragen werde.

Zum Schluss möchte ich mich vielmals bedanken. Lieber Carsten, Per-Oke, Christoph, Helmut, Lasse, Olaf und Günther: Ich danke euch, dass ich dabei sein durfte.

Mein Fazit: Es muss nicht immer die ganz große Reise sein. Manchmal reicht auch ein kurzes Wochenende bei tollem Wetter und den richtigen Leuten, um alle Hochglanzprospektvorstellungen zu übertreffen.

4 Kommentare

  1. Hi mein Grosser. Toller Bericht von Dir.Richtig toll geschrieben. Hoffe Du hast noch mehr solche Erlebnisse in nächster Zeit .
    Papa!!!!!

  2. Timo….das war eine Spitzen Idee von Dir , der Einladung noch am selben Abend nachzukommen…manchmal ist Spontan sein GEIL

    Viel Spass weiterhin mit der AT .
    Ich hoffe ich bin dieses Jahr bei RETOH wieder mit dabei

    Grüße
    Arnd

    • Hallo Arnd, ich hätte wirklich was verpasst! Zum RETOH möchte ich dieses Jahr auch unbedingt. Die AT bereitet mir jeden Tag Freude, auch an kalten Tagen. Vielleicht sieht man sich ja!

      Viele Grüße

      Timo

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