Neuseeland

Warum tue ich mir das an? Hin- und Rückflug mit Wartezeiten von insgesamt 62 Std.!

Und immer wieder Furten. Hier eine kleinere.

Spätestens als der Motor der Enduro läuft und ich langsam realisiere, dass ich zwei Monate zur freien Verfügung habe um die Inseln Neuseelands zu bereisen sind die Mühen des Fluges vergessen.

Für diese Reise habe ich mich entschieden, mir ein Motorrad vor Ort auszuleihen. Die Wahl fiel auf eine leichte und robuste DR 650. Im Gegensatz zu Deutschland konnte man diese, ebenso wie die sehr beliebte DRZ 400, bis vor kurzem noch als Neufahrzeug kaufen.

Den ersten Tag lud mich mein Verleiher der Suzuki, Greg Garvey (Rideabike), zu einer kleiner Tagesetappe ein, wahrscheinlich auch um meine Fähigkeiten als Fahrer zu testen. Denn schliesslich vertraut er mir sein fast neues ( 8400 km) Mopped für die nächsten 8 Wochen an. Das Wetter spielt leider nicht ganz mit und ein paar Regenschauer müssen wir durchstehen. Aber so bekomme ich einen ersten Eindruck von den Pisten und den Landschaften. Das Wetter hier auf der Südinsel in der Nähe von Christchurch, ist auch der Grund warum ich mich entscheide zuerst die Nordinsel zu besuchen. Dort ist es für gewöhnlich auch etwas wärmer und beständiger als auf dem südlichen Teil Neuseelands. Aber auf dieser Tour sollte Wettertechnisch nichts gewöhnlich sein.

Da ich alleine unterwegs bin und im Vorwege möglichst wenig geplant hatte, bin ich völlig frei in meinen Entscheidungen. Die bisherigen Erfahrungen aus vergangenen Reisen zeigten mir, dass sich unterwegs immer Dinge ereignen, die man nicht vorhersehen kann. Seien es positive, wie Einladungen von Einheimischen oder aber negative, wie technische Probleme.

Im Hochland bei ca. 1400m.

Mein erstes Ziel war der Berg Mount Taranaki (2518m) im Südwesten der Nordinsel. Dieser Berg ist zwar nicht besonders hoch, nichts desto trotz sind hier schon über 90 Menschen ums Leben gekommen. Entweder aufgrund von Selbstüberschätzung oder aber wegen der sehr schnell wechselnder Wetterverhältnisse, wie ich am eigenen Leib erfahren durfte. Wer es aber ganz nach oben schafft und gute Wetterbedingungen vorfindet, bekommt eine atemberaubende Aussicht zu sehen.

Mount Taranaki

Nachdem ich noch das Movieset der Hobbithöhlen (interessant aber touristisch) in der Nähe von Hamilton besuchte, hörte ich immer wieder von den Kiwis (so nennen sich die Neuseeländer selbst) ich solle mir unbedingt auch die Halbinsel Coromandel ansehen. Dort angekommen nahm ich mir einen Campingplatz und startete mit leichtem Gepäck Richtung Port Jackson, welches ganz im Norden lag. Was soll ich sagen, eine absolute Traumstrecke für uns Endurofahrer/ innen und dies nicht nur wegen der immer wieder grandiosen Ausblicke, sondern auch weil bei diesen schmalen Schotterstrecken und einen tieferen Furt nur die mutigsten Caravanfahrer sich hierher trauen, und wir somit die Strecke fast für uns alleine haben.

Greg zeigt mir seine schönen Strecken

Auckland mit seinem Sky Tower sollte ich mir noch ansehen, ebenso den Hafen mit seinen imposanten Yachten, doch ein Blick auf meine Wetter App (würde ich dringend jedem raten, sich eine  zuzulegen der nach NZ möchte) zeigte mir, dass eine gewaltige Regenfront genau auf dem Weg Richtung Auckland zog. Da ich nun schon knapp drei Wochen hier auf der Nordinsel bin, packte ich meine sieben Sachen und gab ordentlich Gas Richtung Süden zur Fähre um mich in Sicherheit zu bringen. Wie ich zwei Tage später im Fernsehen sehen sollte, war dies genau die richtige Entscheidung. Denn es gab in Auckland und dem Umland verheerende Schäden durch Sturzfluten und Erdrutsche. Auch kamen leider mehrere Menschen dabei ums Leben.

Zurück in Picton angekommen, erhalte ich den Tipp von Greg, die Rainbow Road zu fahren. Gesagt, getan. Von ein paar kleinen Flussdurchquerungen abgesehen, ist die Strecke gut zu befahren mit herrlichen Aussichten.

Was einem gleich auffällt,ist die geringere Besiedlungsdichte hier auf diesem Teil Neuseelands und damit ergeben sich auch wesentlich mehr Möglichkeiten zum Offroad fahren. Für alle die mit dem Gedanken spielen,hier ebenso ein wenig im Dreck zu spielen, empfehle ich, sich die Routen von Remote Moto runter zu laden. Dort finden sich Strecken für jeden Geschmack, von kurzen Tagesetappen auf Asphalt bis hin zu wochenlangen Hardcorestrecken.

Für mich geht’s über den Arthurs Pass Richtung Westküste und weiter nach Franz Josef. Dort sehe ich mir die Gletscher mit dem, in der Nähe liegenden höchstem Berg Neuseelands, dem Mount Cook mit 3724m an.

Auf der einzigen Verbindungsstrasse wieder zurück zur Ostseite führt mich mein Weg vorbei an Haast und Wanaka nach Queenstown, der Actionhochburg für Adrenalinjunkies. Hier gibt es alles was mit Sport und Spass zu tun hat. Ich entscheide mich für eine Jetbootfahrt auf dem Shotover River. Im rasantem Tempo geht es nur wenige Zentimeter vorbei an scharfen Felsgestein. Das wir alle nass werden, versteht sich von selbst. Schließlich haben wir dafür ja alle bezahlt.

Einige der wenigen Ziele, die ich mir vorher ausgesucht hatte, war die Stadt Invercargill. Diese ist für alle mit Benzin im Blut, nicht nur wegen der speziell für Motorradfahrer ausgelegten Museen, sondern auch wegen der Burt Munro Challenge. An dieser Rallye, die zu Ehren des berühmten Burt Munro stattfindet, gibt es an jedem der vier Veranstaltungstage Motorradrennen und vieles mehr.

Wer war Burt Muno? Burt Munro stellte mit seiner selbst umgebauten Indian mehrere Weltrekorde auf. Bekannt wurde er durch den Film „Mit Herz und Hand“, in dem Anthony Hopkins die Hauptrolle spielt.

Mit vielen neuen Bekanntschaften und Eindrücken fahre ich nach Südosten durch die Catlins, einer weiteren der, hier so vielen, Traumstrecken. Ich besuche Slope Point, den südlichsten Zipfel NZ und Nugget Point, einem einsamen Leuchtturm, perfekt für einen herrlichem Fotostopp.

Bluff. Es geht aber noch südlicher.

Ich folge auf kleinen kurvenreichen Strassen der Southern Scenic Route bis ich in Dunedin wieder auf die Hauptstrasse 1 treffe. Leider geht auch die schönste Reise einmal zu Ende und ich muss langsam wieder Richtung Christchurch fahren. Aber nicht, ohne vorher, doch noch die eine oder andere Schotterpiste unter die Reifen zu nehmen. Was hier in Neuseeland wirklich sehr einfach ist.

in der Weta Cave. Hier wurden u.a. Teile für Herrn der Ringe gefertigt.

Wer möchte kann hier vormittags zum Surfen an einen einsamen Strand fahren und nachmittags in die Berge zum wandern gehen. Hier ist noch so vieles möglich, was in Europa undenkbar scheint.

Teilweise sind die Strecken sehr einsam und man sollte sich zu helfen wissen, wenn man eine Panne hat.
Coromandel
Das beliebte Wellblech.

Fazit: Fasziniert haben mich die unglaublich vielen verschiedenen Landschaftsformen und die entspannten, hilfsbereiten und wahnsinnig netten Menschen. Wer gerne in der Natur ist und nicht nur zum Motorrad fahren, sollte Neuseeland unbedingt irgendwann besuchen. Es lohnt sich unbedingt trotz der langen Anreise.

4 Kommentare

  1. Wirklich gute Fotos, viele informative und persönliche Berichte von einem Spitzenstaat der 195 Welt-Staaten.
    Ich würde mir noch dazu wünschen: Vorab eine Kurzübersicht der Reise in 5 Sätzen. Ab und zu Überschriften. Eine Karte der gefahrenen Route. > Mein Sohn http://www.mintesch.de hat gerade NZ mit seiner Familie inklusive zwei Kindern (7 + 10) zwei Monate im dort germiettene 4×4 besucht . > Falls Du noch mehr Motivation brauchst: 28-30.04.2023 ist das „63. Tesch-Travel-Treffen für Motorrad-Reisende nah und fern“. Info und Anmeldung unter teschtreffen.de Gutes Einleben wünscht Dir Bernd (Tesch)

    • Hallo Bernd, vielen Dank für das Lob und die Hinweise.
      Leider war ich bisher noch nicht auf einer deiner legendären Treffen. Aber hoffentlich bald. Viele Grüße Hinrich

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