Miles and More

Wie aus „miles and more“ „more miles“ wurde aber dennoch „miles and more“ blieb

Für die Idee am Wochenende etwas Motorrad zu fahren und in Sheltern zu schlafen, finden sich immer schnell Mitstreiter. Peo’s Anfrage habe ich sofort für gut befunden und wir haben uns entsprechend verabredet.

Es musste nicht viel geplant werden. Der TET Dänemark ist praktisch vor der Haustür, der Track bekannt, die Shelter-App auf dem Handy und die Verpflegungssituation ist einfach.

Nach dem „Jungs Wochenende“ letzten Herbst in einer großen Gruppe, waren wir dieses Mal nur zu zweit und wollten den Teil des TET fahren, der letztes Mal aus Zeitgründen wegfiel. Um möglichst den ganzen TET in Jütland zu fahren, ging es am Freitag direkt nach Grenaa. Dort fängt der TET an oder endet, je nachdem wie man es sieht. Besser ist es wahrscheinlich zu sagen, er geht dort lang.

Für uns sollte es der Startpunkt Richtung Süden werden und wir wollten noch am Freitag gucken, dass wir bis in die Gegend des Nationalparks Mols Bjerge kommen um dort irgendwo einen schönen Übernachtungsplatz zu finden. Samstag sollte es dann entspannt rüber an die Nordsee gehen, wo wir die zweite Nacht verbringen wollten und am Sonntag weiter nach Hause. Mehr Planung gab es nicht.

Als Grenaa immer dichter kam sagte Peo über den „Helmfunk“, dass wir gar nicht ganz bis in die Stadt reinfahren brauchen, sondern kurz vorher schon gleich auf den TET könnten. Meine eigentlich nicht ernst gemeinte Antwort „Wieso nicht reinfahren?“ „Hast du etwa Angst, dass wir uns wieder verfahren und auf der Fähre nach Schweden landen?“ So typisch „miles and more“. Als Tourguides beim RETOH ist der Name „miles and more“ aufgrund ungeplanter Irrfahrten entstanden. Peo’s Antwort dauerte keine Sekunde „Gedacht hatte ich das auch schon!“. Mit meiner Antwort „Dann lass uns mal zum Hafen und gucken wann die Fähre geht.“, war der TET Dänemark für dieses Wochenende Geschichte. Unser Micro Abenteuer bekam eine völlig neue Dimension. Den TET Schweden hatte Peo auf dem Navi und kannte ihn noch vom letzten Schwedentrip bestens. All die Bedenken, wie „Montag musst du zur Arbeit“ oder „Macht mein altes Motorrad (die alte Diva) schlapp?“ „Wieviel Kilometer sind das eigentlich? “ „Was erwartet uns dort überhaupt? “ All jenes, was einem eben in solchen Augenblicken so durch den Kopf geht, war plötzlich da, aber wir freuten uns wie kleine Kinder über unsere Spontanität und jeder von uns war froh einen Reisepartner für dieses Wochenende zu haben, der den anderen nicht überzeugen musste, dass er spinnt, weil das Wochenende ja so nun nicht geplant war.

Der schnelle direkte Ritt nach Grenaa passte und wir saßen kurze Zeit später auf der Fähre nach Schweden. Für uns beide eine der entspanntesten Anreiseformen um ins Zielgebiet zu gelangen. Ich habe immer das Gefühl, all das was einen sonst so bewegt, bleibt im Hafen und man kann bei der Abfahrt förmlich zugucken, wie es dortbleiben muss und mich erst einmal nicht mehr beschäftigt.

In Halmstadt angekommen, ging es direkt auf den TET Richtung Norden. Wir sind dann noch einige Zeit gefahren und haben die leeren Pisten und Straßen am Abend genossen. Kurz vor Ladenschluss noch einen ICA ansteuern und Abendbrot und Frühstück besorgen. Die Frage nach dem Übernachtungsplatz war nicht schwer zu lösen. Einfach den See ansteuern, an dem Peo letztes Mal schon übernachtet hatte. Herrlich unter duftenden Kiefern, an einem kleinen Sandstrand mit Blick auf einen dieser zahlreichen und wunderschönen Seen Südschwedens zelten. Das Lager war schnell aufgebaut und es blieb genug Zeit um den Tag gemütlich, zufrieden und überglücklich ausklingen zu lassen.

Der Sonnenaufgang trieb mich früh aus dem Zelt und der Tag fing mit einem herrlichen Blick über die Landschaft perfekt an. Keine Wolke am Himmel, das Zelt knochentrocken und die Temperaturen waren perfekt. Zeit zum Träumen und Denken. Vom TET Schweden hatte ich schon länger geträumt und wollte ihn irgendwann noch im Ganzen fahren. Nun war ich mittendrin und musste nicht mehr davon träumen. Wie einfach das war. Es fühlte sich gut an.

Der Plan für heute war noch etwas weiter Richtung Norden, bevor wir dann auf die von Malmö kommende Sektion treffen würden um dieser Richtung Süden zu folgen, bis wir irgendwo vor Lund einen Übernachtungsplatz finden wollen. Von dort sollte es dann am Sonntag auf direkten Weg nach Hause gehen.

Aber „miles and more“ und Pläne ist eine labile Konstruktion.

Nach dem Frühstück ging es auf den TET. Aufgrund des Wetters waren die Pisten sehr staubig. Dafür war alles völlig problemlos zu fahren. Die frisch geschotterten Abschnitte bereiteten mir immer weniger Schreckmomente. Wenn das Motorrad jedoch seitlich übers Vorderrad wegrutscht/wegschiebt, sorgt das immer noch für einiges an Unbehagen in der Magengegend. Durch den Helmfunk wusste ich aber, dass auch Peo manchmal etwas rutschte. Somit scheint das normal zu sein.

Wir genossen jeden Kilometer, machten Tankstopps und eine längere Mittagspause. Hier gesellte sich ein älterer Anwohner von einem Einsiedlerhof zu uns und erzählte uns von den vielen Motorrädern auf dem TET, die direkt bei ihm vorbeifahren. Noch freute er sich über diese und sah sie als willkommene Abwechslung. Wir hoffen, dass es noch lange so bleibt. Gerade wenn der TET an Höfen und Häusern vorbeiführt, sollte doch die Geschwindigkeit angepasst werden. So eine Staubfahne im Garten findet keiner wirklich angenehm.

Gegen späten Nachmittag, als wir aus Småland schon längst raus waren, irgendwo im tiefsten Schonen (Skåne), fragte Peo, wie ich denn eine Fährfahrt nach Travemünde finden würde. Fährfahrt? Das fanden wir doch beide generell gut. Die Vorteile waren schnell benannt und wir mussten uns nur noch für Malmö oder Trelleborg entscheiden. Kurz ins Internet gehen und mal gucken was passt. Unsere Wahl fiel auf Trelleborg, 22 Uhr Abfahrt mit geräumiger Zweimannkabine inklusive Frühstück. Wieder eine spontane und völlig richtige Entscheidung.

Das Beste hieran war, wir hatten noch Zeit, den TET weiterzufahren, weil wir jetzt keinen Schlafplatz suchen mussten. Somit konnten wir bis in die Abendstunden die schwedischen Schotterpisten genießen und dann den Rest right in time nach Trelleborg fahren. Schnell noch einen Supermarkt ansteuern, um später an Bord noch gemütlich ein bis zwei Auslaufbier und einen Snack genießen zu können.

Beide saßen wir glücklich an Deck, genossen den Sonnenuntergang und klopften uns gegenseitig auf die Schultern, weil wir es so gut fanden, dass der jeweils andere genauso so eine Macke hatte und dieses „miles and more“ Wochenende genossen hatte. Wir fanden wir hatten alles richtig gemacht.

Sicher war es für ein Wochenende viel Fahrerei und die Reisekasse wurde deutlich mehr belastet als gedacht, jedoch haben wir jeden Moment genossen und empfanden es für ein Wochenende auch nicht als zu stressig. Ganz im Gegenteil, wir würden es jederzeit wieder machen. Wir mögen eben Motorrad fahren und in dieser Landschaft erst recht.

Auf der Fahrt wurde natürlich über eine längere Reise für nächsten Sommer gesprochen. Der TET Schweden hat ja noch ein paar Kilometer mehr und so ein paar Punkte gibt es noch, die ich unbedingt sehen möchte. Die Tour wird sicherlich auch nur ein Gerüst an Planung haben und dann wieder anders verlaufen als gedacht. Also lieber schon mal den TET Norwegen, Finnland und die Strecken des Baltikums aufs Navi laden. Irgendwo lauert immer eine Fähre, auf die man sich verfahren kann.

Vielen Dank Peo für dieses tolle Wochenende, an das ich mich immer gerne erinnern werde.

2 Kommentare

  1. Ich finde es immer wieder faszinierend wie spontan Peo und Olaf sein können. Kurze Frage hast du Zeit und schon gehts los für ein Micro Abenteuer. Olafs erste Geschichte, spannend geschrieben! Ein schönes kleines Abenteuer im Norden. Selbst der TET Dänemark reizt unglaublich, aber wenn man dann einfach noch mal weiter fährt und spontan die Pläne ändert, dann hat das was.
    Da ich beide persönlich sehr gut kenne, weiss ich auch was da abgeht wenn die beiden unterwegs sind – einfach nur schön.

  2. Vielen Dank an Olaf für dieses grandiose Microabenteuer. Es bringt einfach wahnsinnig viel Spaß mit dir zusammen über Schotterpisten zu knattern 😁

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