Teil 2
Endlich mal eine Wochenende unterwegs,
raus aus allem,
mit Jungs geniessen
3 sollten es werden und wir wurden 8
Per-Åke kam auf die Idee einmal spontan ein Wochenende auf die Offroadstrecken von Dänemark zu gehen. Olaf schrie gleich hier – ich komme auch mit!
Organisation – What ?
Zu Dritt optimal, doch es sollte anders kommen. Irgendwie sprach sich das rum und innerhalb kürzester Zeit waren wir 7 mit Familie Knatterton (Helmut und Lasse, Offroader par exellance aus Viöl, Christoph, Günther, Olaf, Per-Åke (kurz Peo) und Carsten.
7 Leute, dann Sheltern ?Wie soll das funktionieren! Also am besten die Shelter vorher buchen, das ist möglich. Gesagt, getan und wir meinten die Unterkünfte wären gebucht. Doch unterwegs kam es dann anders.
Aufbruch
Treffpunkt bei Peo in Wisch, alle trudelten ein. Peo wird bei uns als „Alter Schwede“ bezeichnet, da er einige Zeit in Schweden gelebt hat. Typisch für Schweden – ohne Kaffee geht nichts vor der Abfahrt!
Gut gestärkt brechen wir auf Richtung dänische Grenze. Ein kurzer Stop, da sammeln wir Helmuth und Lasse auf. Kurz hinter der Grenze auf dänischen Terrain haben wir den ersten Gravel unter den Stollen. September, Trocken und warm, teilweise geerntete Felder und viel viel Staub statt Dreck und Matsch.
Ich habe das Glück vorne zu fahren, darf navigieren. Bei so einer Staubentwicklung ein sehr großer Vorteil! Bei den Stops zwischen durch sehe ich die von Staub gemarterten Gesichter. Gemütliches Endurowandern ist angesagt.
Interessant die Zusammensetzung, Peo kannte eigentlich alle. Günther hatte er in Schweden auf einer Reise kennengelernt, Christoph aus seinem persönlichen Umfeld, Olaf und mich vom Reiseendurotreffen Ostholstein und der Reisediele. Helmut und Lasse (Vater und Sohn, unterwegs genannt Familie Knatterton) auf einer Dänemark Exkursion.
Von Anfang an eine sehr harmonische Gruppe. Das ländliche Dänemark kann man nur geniessen, schöne Pisten, hier und da die bunten Häuschen, alles zusammen eine Runde Sache – einfach hyggelig. Gemütlich! Im eigentlichen sind wir schon aufgrund der großen Staubwolke von weiten zu sehen.
Gefühle und Identität
Kennt ihr dieses Gefühl sich treiben zu lassen, das auch mit Leuten die man nicht kennt? Aber alle haben das selbe Ziel – Genuss beim Endurowandern mit Gleichgesinnten. Eine gewisse Abenteurer Stimmung zu erleben, auch wenn es für uns Norddeutsche fast vor der Tür ist.
– Herrlich –
Ziel dieser Tagesetappe ist das Erreichen des TET Dänemark, wenn möglich mit einem hohen Offroad Anteil bis zum erreichen des TET.
Können wir als Endurowanderer naturbewusst damit umgehen? Im eigentlichen mit leisen Motoren, ohne Rillen in den Boden zu fräsen und nicht gröhlend zu übernachten? Wir sind keine Wanderer oder Radfahrer, das ist richtig. Aber wir verhalten uns so! Definitiv nicht auffallend und leise im Einklang mit der Natur. Setzt man Waldwirtschaftsgeräte oder landwirtschaftliche Geräte und PKWs dagegen, machen wir nichts kaputt. Man spürt es an den uns entgegenkommenden Wanderern oder Reitern, immer ein freundlicher Gruß zurück und man sieht ein Lächeln im Gesicht – das ohne Einschränkung.
Ich möchte jetzt keine Diskussion entfachen, wir Endurowanderer passen sich an die Gegebenheiten an und möchten einfach keinen negativen Eindruck hinterlassen.
Unterwegs zu sein, fremde Landschaften und Kulturen zu geniessen, Staub zu schlucken oder mit alten und neuen Freunden zusammen sein, das hat Bedeutung. Das geht auch im Nachbarland Dänemark.
Harmonie am Lagerfeuer
Der Tag neigt sich und wir kommen unserem ersten gebuchten Shelterplatz näher. Die Reservierung gilt am Buchungstag immer bis 2000 Uhr, danach hat man keinen Anspruch mehr darauf. Wir stellten die Mopeds ab, es war 1950 Uhr. Uns eröffnet sich eine tolle Wiese umrandet vom Wald und Feldern und 2 Sheltern mit Feuerstellen.
Doch vor jedem Shelter stehen 2 Fahrräder mit älteren Menschen – was machen wir nun?
Typisch Deutsch auf unsere Buchung bestehen? Wollen wir diese Naturgeniesser einfach weg schicken, oder wollen wir dort unsere Zelte mit aufbauen?
Fragen über Fragen – eine Entscheidung muss jetzt fallen. Peo und Carsten blicken sich an, wir fahren weiter und suchen. Es gibt einen weiteren Platz, 10-15 Minuten entfernt. Dort mit 3 Sheltern. Diesen hatte ich auch in der Buchung gesehen, war für mich allerdings reserviert. Die Hoffnung war, das dort nicht alle besetzt sind. Kurze Zeit später kommen wir an. 4 Kinder von 12-15 belegten einen Shelter ohne ihre Eltern. Was nun? Peo und Carsten fragten die Kinder, ob ihnen es Recht sei das wir hier mit Übernachten dürfen. Auch mit der Bitte, das sie ihre Eltern informieren, das wollen wir jedenfalls abwarten. Kurze Zeit später kommt die Info vom Ältesten, das wir das dürfen.
Wir nehmen unsere Plätze ein, einige bauen ihre Zelte auf und Peo erzählt, das sein Schwager Timo noch unterwegs sei um zu uns zu stoßen. Dann sind wir acht!
Das Lagerfeuer wurde schon vorher durch die Kinder entzündet, als sie sich zurück ziehen übernehmen wir die Plätze. Dann kommt das Fleisch auf den Grill, Brot und andere Dinge und wir sitzen gemeinsam um die züngelten Flammen. Abenteuer Stimmung, interessante Gespräche, nette Menschen, Gleichgesinnte was will man mehr. Ein grandioser Sternenhimmel rundete diesen Tagesabschluß ab.
Irgendwann nach Mitternacht traf Timo ein, die meisten schliefen schon fest. Er hatte gerade seinen Motorradführerschein. Hut ab! Gleich eine Nachtfahrt.
Sonne, Sommer … Staub
Morgens ist der Tau auf dem Grün, hier und dort etwas Bodennebel oder sind meine Augen und mein Kopf vernebelt. Ist der gute Rum am Lagerfeuer für die versüßte Stimmung zuständig?
Der erste Kaffee wird es schon richten! Aufbruchsstimmung, schnell ist alles verpackt, der Müll gesammelt und wir verschwinden von dem schönen Ort. Jetzt sind wir auf dem Track des TET Dänemark Richtung Süden unterwegs.
Der Tag gleicht dem anderen, Sonne pur, Staubfahnen hinter uns. Wir nehmen schon vom gemächlichen Tempo sehr viel raus, schleichen fast an Gehöften vorbei um die Leute nicht voll zu stauben.
Das fahren in dieser Gruppe bringt irre Spaß, dann dazu die Kommunikation unter den Leuten per Sena Kommunikation, da kommt immer mal ein frecher Spruch rüber und dann wird herzhaft gelacht. Jeder bekommt irgendwie sein Fett weg.
Das schöne ist, von nördlich bis Vejle, das man ausschliesslich durch die dänischen landwirtschaftlichen Felder fährt. Ja Vejle, das gibt es noch etwas moderne Kultur wo man stoppt, doch uns zieht es immer weiter. Doch unterwegs muss ein Kaffeestop eingelegt werden, nicht gerade der schönste Ort an einer Tankstelle – aber er duftet und tut gut.
Es geht Richtung Vejle Fjord weiter südlich, es ist Wochenende und dänische Motorradfahrer nutzen die Serpentinen für einige Schräglagen. Es geht durch die südliche Vejle Kommune bis wir auf eine Endmoräne stoßen, wo der Track über viele kleine Wege führt, es schlängelt sich bergab und bergauf immer an einem kleinen Bach entlang. Was für eine Landschaft – herrlich! Danach bricht die Landschaft wieder auf und es wird hügelig. Immer zwischen kleinen Häusern, Knicklandschaften, Seen und Teichen.
Einklang
Langsam kommen wir weiter südwestlich, immer wieder geile Pisten, die im eigentlichen einladen am Kabel zu ziehen. Wir bleiben alle vernünftig und wandern wirklich. Die Gesichter der hinter mir Fahrenden werden immer dunkler, nein nicht durch Sonne sondern durch Staub und Dreck. Die Sicht beträgt manchmal keine 20 Meter. Mein Navi spinnt, Peo übernimmt. Das erste Mal spüre ich, was es an diesem Wochenende bedeutet Staub zu schlucken.
Nach einen Reset unterwegs ist der Garmin XT wieder einsatzbereit und ich übernehme wieder die Gruppe.
Unterwegs bietet sich eine super Location an Bilder zu machen, Christoph will sich aus der Gruppe ausklinken, weil er nach Hause muss. Doch überreden ihn die anderen doch noch, ein paar Bilder auch von ihm zu machen. Tolle Aufnahmen wandern in den Kasten, eine kurze Verabschiedung und weg ist er.
Der Shelter ruft und einige werden unruhig …
Es wird Zeit die Vorräte für den Abend zu sichern, ein Supermarkt lädt ein und die Taschen werden voll gemacht. Wir hoffen, das der große runde Shelter nördlich von Ribe frei ist. Alle wollen rechtzeitig da sein und so kürzen wir ab.
Plan-B ist vorhanden, 30 km südlich warten 2 große reservierte Shelter auf uns. Aber wir haben Glück.
Der Shelter nördlich von Ribe ist frei, wir passen alle rein. 7 Leute bauen im Halbkreis ihre Bettenlager auf. Zentral im Shelter ist eine große Esse und darunter die Feuerstelle. Schnell ist sehr viel Holz gesammelt und Lasse kümmert sich um das Feuer. Es wird gegrillt, gegessen und getrunken. Tolle Stimmung, dann beginnen die Abenteuer Geschichten bis in die Nacht. Die ersten Schlafen schon. Langsam wird es ruhig, naja das Schnarchen der anderen ist auch nicht ohne. Da kann ich gegenhalten!
Das Amphittheater …
Morgens wache ich auf und stelle fest, das Familie Knatterton fehlt. Beide schlafen draussen jeweils auf einem Picknicktisch – warum das denn?
Helmut erzählt später, es war nicht zum aushalten, der runde Shelter wirkte wie ein Amphitheater und verstärkte die Schnarch Resonanz zum Ende hin wo beide schliefen. Irgendwann gegen 0200 Uhr Nachts sind sie dann ausgezogen.
Morgens ist schnelles rödeln angesagt, Moped gepackt, Müll eingesammelt und die Glut in der Feuerstelle wird mit Wasser gelöscht.
Unterwegs kurz vor Ribe tanken wir und fahren in die Altstadt zum Frühstücken in ein mir bekanntes Café. Oh was da bei den anderen alles auf den Tisch kommt, die Jungs hatten Hunger.
Von dort direkt weiter an die Nordsee kurz vor Mandø, die Insel lassen wir aus Zeitgründen aus.
Schauen uns dort noch einen Shelterplatz an. An der Ribe Åu treffen wir auf dänische TET Rider und kommen gleich ins Gespräch. Vorbei an einem neuen Aussichtspunkt kann man unsere Staubwolken schon Kilometer weit in der flachen Landschaft sehen.
Auch Romø fällt aus Zeitgründen aus, der Tag zieht sich, aber wir haben Spaß.
Kurz vor Tøndern trennen wir uns von Timo, Günter und Olaf. Deren Zeitfenster ist auch etwas schmäler. Günter muss noch in die Nähe von Hannover, Olaf nach Henstedt-Ulzburg (oder hat er Angst vor der angekündigten Sandstrecke) und Timo hat noch einen Termin. So sind wir nur noch zu viert und das mit dem Wissen, das es kurz vor der Grenze noch sehr sandig wird. Eine neue Herausforderung.
Sandfahren ….
Familie Knatterton überholt mich und können das nicht mit ansehen, wie Peo und ich durch den Sand eiern. Ein Stop und dann gibt es einen Kurzlehrgang im Sandfahren von Helmut, der uns genau Instruktionen gibt wie man locker leicht durch den Sand fährt. Kein Geeier mehr! Die Lehransage sitzt und wir fahren wie auf normalen Wegen durch den Sand. Es sind einige Kilometer, wo uns der Sand begleitet. Zu diesem Zeitpunkt hätte es gerne länger durch den Sand gehen können.
Die Grenze nähert sich, eine grüne Grenze, auf einer kleinen Brücke steht eine Kamera, die Grenzüberwachung. Kurz über die Brücke und wir sind wieder in Schleswig-Holstein.
Dort stehen auch schon 2 TET Rider mit denen wir noch kurz ins Gespräch kommen.
Das Wochenende runden wir bei einer Mantaplatte in Süderlügum ab. In allen Gesichtern ein glückliches Strahlen, wann gibt es wieder so ein Wochenende ? Peo klingt sich hier aus. Ich begleite Familie Knatterton noch Richtung Viöl und starte dann nach Haus in Richtung Ostholstein.
Olaf’s Gedanken
das sind meine Gedanken zum Wochenende...
Vor mir haben diese Tour schon einige, aus meinem Bekanntenkreis gemacht, somit wusste ich was mich zu erwarten hatte. Dänemark ist mir aus vielen Urlauben, auch mit dem Motorrad bekannt.
Als die Idee, praktisch vor der Haustür diese Mischung aus langen Schotterpistenpassagen, Übernachten in Sheltern und durch eine hyggelige Landschaft zu fahren, musste ich umbedingt dabei sein. Es hat einen riesen Spaß gemacht. Das Wetter spielte mit. Die Pisten waren zwar sehr staubig aber das gehört dazu. Einen passenden Übernachtungsplatz wurde relativ schnell gefunden und schnell brannte das Lagerfeuer.
Nach langen Benzingesprächen konnte ich gut im Shelter schlafen und war am nächsten Morgen fit für viele weitere neue Kilometer. Obwohl ich oft in Dänemark war, habe ich wieder eine neue schöne Seite von unserem Nachbarland kennengelernt. Das wird sicher nicht das letzte mal auf dem TET Dänemark gewesen sein.